Wozu sind Gefühle
da?
Den Sinn von positiven und negativen Gefühlen, und
warum sich nicht jeder auf seine innere Stimme verlassen kann...
Der innere Kompass
Ich
wage mal die folgende Behauptung:
"Positive Gefühle zeigen mir, dass
ich auf dem richtigen Weg bin;
negative Gefühle zeigen mir, dass ich
etwas verändern muss."
Stimmt das?
Meine Antwort: Es stimmt nur unter
der Bedingung, dass man weitgehend blockadenfrei ist.
Wie weiß ich denn, ob ich eine Blockade habe?
Wollen
wir
zusammen ein kleines Experiment durchführen?
Denken Sie bitte jetzt gleich an einen Menschen, der Sie verletzt oder
enttäuscht hat, den Sie jedoch länger als ein Jahr nicht mehr gesehen
oder gesprochen haben. Stellen Sie sich diesen Menschen vor. Was er
sagte. Wie er sich verhielt. Und wie Sie sich fühlten.
Falls Sie nicht schon einmal therapeutisch an Ihrer Beziehung zu diesem
Menschen gearbeitet haben, werden Sie jetzt ein unangenehmes Gefühl
empfinden. Überlegen Sie sich, wo in Ihrem Körper Sie dieses
unangenehme Gefühl empfinden. Merken Sie sich: Gefühle finden IMMER im
Körper statt, sonst sind es keine Gefühle. Wenn SIE sich unwohl fühlen,
heißt das immer, dass sich IHR KÖRPER unwohl fühlt.
Bezeichnen Sie die Intensität jedes körperlichen Symptoms mit einer
Zahl zwischen 1 und 10. Eins bedeutet ganz schwach, zehn bedeutet sehr
stark.
Da
Sie mit diesem Menschen über ein Jahr lang keinen Kontakt mehr hatten,
bedeutet das: Ihre "Vergangenheit" sitzt noch in Ihrem Nervensystem und
blockiert Ihre Energie. Oder mit anderen Worten: Dieses Gefühl ist
vermutlich ein neurotisches und dient Ihnen in keiner Weise. Die
Aufgabe eines Therapeuten ist es daher, Sie von dieser seelischen
Blockade, die gleichzeitig auch eine körperliche ist, zu befreien.
Warum positives Denken allein nicht genügt...
Der
klassische Positivdenker würde Ihnen jetzt sagen: "Denk' einfach
möglichst wenig an diesen Menschen; denke statt dessen an all die guten
Dinge in deinem Leben." Und es stimmt tatsächlich: Wenn Sie an positive
Dinge denken, fühlen Sie sich logischerweise besser. Das Problem ist
nur: Der Gedanke an diesen einen Menschen kann Sie jederzeit wieder
verletzen und blockieren.
Warum LOLA-Denken nicht genügt...
Wer
René Eglis hervorragendes Buch "Das LOLA-Prinzip" gelesen hat, wird
möglicherweise versuchen, seine Blockaden auf intellektuellem Weg, das
heißt durch Nachdenken, loszuwerden. Das ist schön und gut, und ich
würde es gerne sehen, wenn all die LOLA-Jünger tatsächlich im
Hier-und-Jetzt leben würden, wie sie so eifrig zu behaupten pflegen.
Meine Vermutung hat sich jedoch in einigen Fällen bestätigt, dass es
sich nur um einen verkappten Verdrängungsmechanismus handelt. Wenn man
die Probe aufs Exempel macht, sind alle Blockaden noch da. Das ist an
sich logisch. Denn wir wissen, dass Lernen abhängig ist vom
Bewusstseinszustand. Und da die meisten seelischen Blockaden in einem
hypnoiden Zustand aufgebaut wurden (Kinder sind bis ungefähr zum
zwölften Altersjahr im sogenannten Alpha-Zustand), können sie auch nur
im hypnoiden Zustand wieder beseitigt werden.
Der große Vorteil der TimeLine-Therapie
Nach
einer TimeLine-Therapie können Sie an diesen Menschen, der Sie verletzt
hat, denken, soviel Sie wollen: Der Körper wird völlig neutral bleiben.
Das bedeutet nicht, dass Sie alles gutheißen werden, was dieser Mensch
Ihnen angetan hat. Es bedeutet nur, dass Sie Ihr Nervensystem nicht
mehr damit blockieren.
Die Psychoneuroimmunologie (siehe auch unter Gesundheits-Philosophie)
geht davon aus, dass seelische Blockaden über das Nervensystem auf das
endokrine System und dadurch auf das Immunsystem einwirken.
(Kleine
Preisfrage: Wie kommt es wohl, dass wir in unserer Zeit mit einem
"angeeigneten Immunschwäche-Syndrom" zu kämpfen haben?
AIDS steht ja
bekanntlich für Acquired Immune Deficiency Syndrome.)
Ein
weiterer Vorteil der TimeLine-Therapie liegt darin, dass keine
sogenannten Abreaktionen nötig sind. Der Begriff "Abreaktion" wurde von
Sigmund Freud und seinem Kollegen Breuer geprägt. Er bedeutet die
plötzliche Lösung einer seelischen Spannung durch Worte, Gebärden oder
Handlungen. Wenn Sie Erfahrungen mit gewissen NewAge-Techniken wie
Rebirthing oder holotropischem Atmen nach Grof haben, dann wissen Sie,
was Abreaktionen sind: Da wird gebrüllt, geweint, gespukt und
gezappelt, was das Zeug hält! Das mag für gewisse Temperamente eine
wertvolle Erfahrung sein; ich dagegen halte es eher mit dem "stillen
Therapeuten-Gewerbe", und daher ist TimeLine-Therapie für mich genau
das Richtige.
Unter uns gesagt, muss ich lachen, wenn ein Therapeut
zum anderen sagt: "Endlich kann mein Klient den Hass auf seinen Vater
zugeben." Soll das der Zweck einer Therapie sein, dass man lernt,
richtig zu hassen? Doch wohl eher nicht!
Was ist, wenn ein negatives Gefühl trotzdem wiederkommt?
Wenn
ein negatives Gefühl nach einer
TimeLine-Therapie wieder auftaucht, gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Der Klient hat nicht das allererste
Ereignis einer Gestalt erwischt.
b) Das Gefühl deutet darauf hin, dass
der Klient etwas verändern sollte in seinem Leben. Dazu zwei Beispiele:
- Eine
Frau kam zu mir wegen schlechter Stimmung, die sie als "Depressionen"
bezeichnete. Nach der ersten Sitzung schienen die neurotischen Gefühle
aus ihrem Nervensystem verschwunden zu sein. Nach ein paar Tagen kamen
sie wieder, und ich empfing die Frau ein zweites Mal. Als sie mich zum
dritten Mal anrief, fragte ich sie, ob sie sich eigentlich auf die
bevorstehende Hochzeit freue (sie wollte in zwei Monaten heiraten). Da
stellte sich heraus, dass sie und ihr Freund mehr aufgrund des
familiären Drucks die Ehe schließen wollten. Nach einem Gespräch wurden
sich beide einig, dass es besser sei, die Hochzeit abzublasen. Gemäß
meinen letzten Informationen geht es den beiden jetzt wesentlich besser.
- Ein
Mann hatte große Probleme mit einem seiner Arbeitskollegen. Nach der
Sitzung konnte er mit neutralen Gefühlen an diesen Kollegen denken.
Am nächsten Tag rief er mich an, der Kollege hätte sich wieder so blöd
verhalten, dass ihm die Galle hochkomme. Es stellte sich heraus, dass
mein Klient eigentlich schon lange eine berufliche Veränderung
gewünscht, sie sich jedoch nicht zugetraut hatte. Wir kamen dann zum
Schluss, dass sein unangenehmer Arbeitskollege eine wichtige Funktion
erfüllte, nämlich meinen Klienten aus seiner Komfortzone
herauszuschubsen.
Zusammen stellten wir anschließend einen Karriereplan auf, den mein
Klient seither mit großem Enthusiasmus verfolgt. Wenn er heute an
seinen ehemaligen Arbeitskollegen denkt, kommen laut seinen Worten
"Gefühle von Dankbarkeit" auf.
Der kurzen Rede tiefer Sinn...
Mit
diesen paar Beispielen wollte ich
Ihnen zeigen, dass es zwei Sorten von negativen Gefühlen gibt:
- Neurotische
und daher sinnlose negative Gefühle. Sie wirken als Energieblockaden
und können mit TimeLine-Therapie und verwandten Techniken mühelos
aus dem Nervensystem entfernt werden.
- Sinnvolle
negative Gefühle, die uns
zeigen, dass wir etwas verändern sollten. Hier gibt es nur eine
Abhilfe: Die Dinge anpacken!
Viel
Spaß dabei!