Was ist Hypnose?
Es
gibt verschiedene Theorien darüber, was Hypnose genau ist. Meine
Definition lautet: Hypnose ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der
dafür sorgt, dass ein direkterer Zugriff auf unbewusste Vorgänge
möglich wird. Die Suggestibilität, also die Bereitschaft, Suggestionen
anzunehmen, wird dabei erhöht. Das ist darauf zurückzuführen, dass das
"kritische Filter", also die Instanz in uns, die darüber wacht, welche
Suggestionen zu uns passen und welche nicht, durchlässiger gemacht wird.
Kann man Hypnose missbrauchen?
Selbstverständlich.
Genau so, wie man einen Hammer dazu verwenden kann, etwas Schönes zu
bauen, oder auch Menschen umzubringen, genau so kann man das Werkzeug
der Hypnose für ethisch hoch stehende Zwecke verwenden wie auch für
egoistische oder gar kriminelle Absichten.
Muss man sich für Hypnose entspannen können?
Nicht
unbedingt. Damit man von Hypnose
sprechen kann, braucht es eine Trance, Rapport und Suggestionen.
Auf die verschiedenen Arten von Trance komme ich gleich zu sprechen.
Definieren wir noch rasch "Rapport". Das ist die verbale und nonverbale
Bezogenheit von Menschen aufeinander. Grob vereinfacht könnte man sagen
"das Vertrauensverhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand". Eine
genauere Definition
von Rapport finden Sie hier. Suggestionen sind Handlungsvorschläge
(von lateinisch suggerere = hinzufügen, unterschieben). Mit Suggestibilität
bezeichnet man das Maß an Bereitschaft, diese Vorschläge anzunehmen
oder als neues "geistiges Programm" im Unterbewusstsein zuzulassen.
Nun aber zum Thema Trance. Viele Leute denken beim Wort "Trance" immer
nur an die Entspannungs-Trance. Es gibt jedoch genau so
Erregungs-Trancen, z.B. bei Pop-Konzerten, beim rituellen Trommeln, bei
Panik-Situationen, aber auch beim Sex. In all diesen Situationen ist
das Bewusstsein genau so eingeengt, die Wahrnehmung selektiv und die
Suggestibilität erhöht.
Ist man in Hypnose willenlos?
Willenlos
nicht. Man hat allerdings wenig Lust, sich den Suggestionen des
Hypnotiseurs zu widersetzen. Das kann in der Hypnotherapie Vorteile
haben, denn es ermöglicht das "Installieren" von neuen, hilfreichen
geistigen Programmen. Es kann jedoch genau so missbraucht werden.
Grundsätzlich gilt: Wer im normalen Wachzustand, den man übrigens
Vigilanz nennt, willenlos ist, wird es in Hypnose erst recht sein. Wer
über eine gewisse Intelligenz verfügt, der wird diese Intelligenz auch
in Hypnose nicht ablegen, sondern die Suggestionen selektiv befolgen.
Ist jeder hypnotisierbar?
Entgegen
dem, was andere Experten behaupten, sage ich "ja". Nur weil sich jemand
in einer bestimmten Situation weigert, in eine Entspannungs-Trance zu
gehen, heißt das noch lange nicht, dass er nicht unzählige Male
hypnotische Situationen erlebt hat. Wenn sich jemand in einer
bestimmten Situation nicht hypnotisieren lässt, dann liegt das entweder
an mangelndem Rapport, oder es ist eine Form von Therapie-Resistenz.
Das heißt, der Klient hat Angst, sich gehen zu lassen, weil er in
Trance Dinge wiedererleben könnte, mit denen er nicht umgehen zu können
glaubt. Das ist eine wichtige Schutzfunktion, die unser
Unterbewusstsein da für uns erfüllt. Und es ist aus diesem Grund für
schwer traumatisierte Menschen eine ganz schlechte Idee, sich als
Versuchskaninchen bei einer Show-Hypnose zu melden. Falls sie sich auf
die Hypnose einlassen können, kann es zu einer Retraumatisierung
kommen, mit der der durchschnittliche Bühnen-Hypnotiseur nicht umgehen
kann.
Wie merke ich, ob ich in Hypnose bin oder war?
Hypnose
hat zunächst einmal einen psychologischen Effekt. Diesen Effekt können
Sie erst mit ein paar Tagen oder Wochen Verzögerung überprüfen. Dass
der psychologische Effekt eingetroffen ist, merken Sie daran, dass die
von Ihnen gewünschten Veränderungen in Sachen Emotionen, Denken und
Verhalten eingetroffen sind.
Zu den Effekten, die Sie sofort
überprüfen können, gehören all die zum Teil spektakulären Phänomene,
die direkt ins Nervensystem des Klienten eingreifen. Man nennt diese
Phänomene auch "Convincer" (von englisch convince = überzeugen), weil
sie den Klienten davon überzeugen, dass da etwas Außergewöhnliches im
Spiel ist.
Zu den neurologischen Phänomenen gehören:
- Hypermnesie:
Gesteigerte Erinnerungsfähigkeit oder Rückgängigmachen von Amnesie. Ist
bei den meisten Menschen bereits in leichter Trance möglich und erlaubt
das Aufarbeiten seelischer Blockaden.
- Amnesie:
Erinnerungsverlust. Ist wesentlich schwieriger zu produzieren als
Hypermnesie. Außerdem ist Amnesie immer nur sehr oberflächlich und kann
schnell rückgängig gemacht werden.
- Katalepsie:
Verharren in einer bestimmten Körperhaltung. Ein Arm kann zum Beispiel
stundenlang starr in der Luft bleiben. Auch dieses Phänomen können die
meisten Menschen leicht produzieren.
- Ideomotorik:
Signale, die vom Unterbewusstsein direkt ans motorische Nervensystem
(also an die Muskeln) gesandt werden. Auch dieses Phänomen ist relativ
leicht zu produzieren.
- Anästhesie/Analgesie:
Gefühllosigkeit und Schmerzlosigkeit. Mit einem geeigneten Skript
relativ einfach zu produzieren, sofern genügend Motivation vorhanden
ist (Angst vor Schmerz kann das Phänomen verunmöglichen). Dabei gibt es
drei Stufen: 1. Der Schmerz wird noch empfunden, ist einem jedoch egal
(Heraufgesetzte Schmerzgrenze). 2. Der Schmerz ist nicht mehr zu spüren
(Analgesie). 3. Nicht einmal die Berührungen werden gespürt
(Anästhesie).
- Halluzinationen:
Sinnestäuschungen. Positive Halluzination bedeutet, es wird etwas
wahrgenommen, was NICHT da ist. Negative Halluzination bedeutet, es
wird etwas NICHT wahrgenommen, was da ist. Dabei sind die fünf Sinne
unterschiedlich leicht auszutricksen.
Wichtig
zu wissen: Nur weil ein Proband nicht fähig ist, ein bestimmtes
hypnotisches Phänomen auf Anhieb zu produzieren, bedeutet das noch
lange nicht, dass der psychologische Effekt ausbleibt!
Was kann Hypnotherapie bewirken?
Neben den
Indikationen der
klassischen Hypnose, die Sie hier nachlesen
können, bieten die aufdeckenden
Verfahren, die ich anwende und viele zusätzliche
Möglichkeiten.
Gibt es Kontraindikationen für Hypnotherapie?
Ja,
die gibt es. Bei allen psychotischen Symptomen (Halluzinationen,
Wahnvorstellungen) ist Hypnose auf keinen Fall anzuwenden. Auch bei
anderen Ich-Störungen ist die Indikation immer durch einen Psychiater
zu überprüfen.
Bei Persönlichkeitsstörungen ist Hypnose zum Teil anwendbar, aber die
Wirkung ist fraglich.
Bei schwer traumatisierten Menschen ist sehr viel Vertrauen nötig, weil
sie durch die Hypnose an die Ohnmacht der damaligen traumatischen
Situation erinnert werden und unter Umständen aus lauter Angst vor
Kontrollverlust nicht in Trance gehen.
Gibt es Fälle, wo jemand aus der Hypnose nicht
zurückkam?
Ganz
klar nein. Es gibt genau zwei Richtungen, die eine Trance nehmen kann:
Entweder sie geht zurück in die Vigilanz (den Wachzustand) oder aber in
den Schlaf. Wer einschläft, wird nach spätestens acht Stunden (meistens
wesentlich früher) ganz normal wieder aufwachen.
Die enorm spärlichen Fälle, wo jemand trotz De-Hypnose die Augen nicht
aufmachte, kann man wie folgt erklären:
- Der Klient ist enorm überarbeitet oder geht
gerade durch eine mühsame
Lebensphase und möchte noch ein wenig in Trance bleiben. Lösung: Man
lässt ihn, bis er aufwacht. Wenn er den Behandlungsraum blockiert, sagt
man ihm das, und er wird trotz innerem Widerstand aufwachen.
- Der
Klient hat schon mal "davon gehört", dass Leute aus der Trance nicht
zurück kommen und findet das interessant oder will den Hypnotiseur auf
die Probe stellen. Lösung wie oben.
Weiß ich nach der Hypnose nichts mehr von der
Sitzung?
Doch.
Es sei denn, der Hypnositeur hat Ihnen vor Abschluss der Sitzung
Amnesie
suggeriert. Es gibt Hypnotiseure, die das tun, angeblich um den
Klienten
vor unkontrolliert auftretenden Erinnerungen zu schützen. Ich lehne das
strikt ab, und zwar aus folgenden Gründen:
- Die
Amnesie ist sowieso nur
oberflächlich und kann durch äußere Ereignisse leicht aufgehoben werden.
- Wenn
ich es nicht schaffe, die Erinnerungen des Klienten sauber zu
integrieren, bevor er meine Praxis verlässt, bin ich ein schlechter
Coach
- Ein
Klient hat meiner Meinung nach
das unanfechtbare Recht, sich an alles zu erinnern, was er erlebt hat.
Was
allerdings oft vorkommt, und zwar beim Klienten wie auch beim
Therapeuten, ist eine natürlich auftretende Amnesie. Es ist nicht
ungewöhnlich, dass sich beide ein paar Tage später nur noch an etwa 20
Prozent der Sitzung erinnern. Ich habe aus diesem Grund früher
sämtliche Sitzungen aufgezeichnet und dem Klienten mitgegeben. Das hat
sich jedoch als hinderlich für den Sitzungs-Erfolg herausgestellt. Der
Klient soll sich ja gerade darauf verlassen können, dass die
Veränderungen im Unbewussten stattgefunden haben; wenn er
sich die Sitzung immer wieder anhört, verfällt er in den Irrtum, dass
er bewusst etwas tun muss für die Heilung.
Was ist der Unterschied zwischen Hypnose und
klinischer
Hypnose?
Klinische
Hypnose ist einfach Hypnose zum Zweck der Therapie. Es gibt daneben
noch die experimentelle Hypnose, die der Forschung dient, die
forensische Hypnose zur Aufdeckung von Kriminalfällen, und die
(fragwürdige) Show-Hypnose zum Zweck der Unterhaltung.
Hat Hypnose mit Esoterik zu tun?
Nein.
Viele Laien wissen leider nicht, dass Hypnose in England und Amerika
bereits seit 1957 resp. 1958 ein medizinisch anerkanntes Verfahren ist,
und dass sie auch von den meisten europäischen Ärztegesellschaften
offiziell anerkannt und erforscht ist.