Pia Martini
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19.02.2020
Wann bin ich nachtragend?
Nachtragend
Ein falsches Wort zur falschen Zeit, eine missverständliche Geste, ein abwertender Blick, wo Begeisterung erwartet wurde. Die Gründe, um sauer und eingeschnappt zu sein, sind wahrlich endlos. Je nach emotionaler Belastung dauert es dann einige Minuten, Stunden oder in besonders schlimmen Fällen auch Tage, bis die Gemüter sich wieder beruhigen und ein klärendes Gespräch die Versöhnung bringt. Es sei denn, einer der beiden Streithähne ist nachtragend. Nachtragende Menschen können einfach nicht vergeben und nach vorne blicken und ziehen eine Meinungsverschiedenheit über Monate und Jahre in die Länge, bzw. es wird immer wieder einem bei der nächsten Gelegenheit vorgehalten, wiedergekäut.. Schon wieder, hab ich mir doch gedacht: das du dich nicht daran halten kannst; du es doch nicht willst, du zu stur bist; du schon wieder mit Absicht das machst. Solches Verhalten ist eine sehr unbeliebte Eigenschaft.
Hier erkläre ich ihnen, warum Sie nicht nachtragend sein sollten und was helfen kann, einen Streit lieber hinter sich zu lassen und ihn nicht bei jeder Gelegenheit wieder auf den Tisch zu bringen.
Nachtragend zu sein bedeutet, einen alten Streit nie wirklich hinter sich zu lassen durch etwas Einfühlungsvermögen, Einsicht, Erkenntnis, Entgegenkommen, etwas Verständnis entwickeln und Taktgefühl. Stattdessen wird eine eschen längst in Vergessenheit geratene Meinungsverschiedenheit immer erneut wieder aufgewärmt, die Anschuldigungen werden einfach von vorne aufgerollt und es ist einfach keine Erlösung in Sicht.
Typische Sätze von nachtragenden Menschen sind beispielsweise Das ist genau wie damals, als du… oder auch Ich wusste doch, dass du dich wieder so verhältst wie das das letzte Mal, als du…
Nachtragende Menschen schaffen es nicht, eine ehrlich gemeinte Entschuldigung wirklich anzunehmen und dem Gegenüber zu verzeihen. (hierbei ist nicht sowas gemeint, sich zu entschuldigen, um des Friedens Willen). Selbst wenn sie sagen, dass alles wieder in Ordnung ist und der Streit aus der Welt ist, können sie diesen einfach nicht überwinden.
Wer nachtragend ist, zeigt seinen Frust mit zeitlicher Verzögerung. Im ersten Moment ist die Auseinandersetzung vielleicht gar nicht so groß, ein kleiner Streit, aber scheinbar nichts weltbewegendes.
Zu spüren bekommen Sie das wahre Ausmaß erst bei der nächsten Gelegenheit, selbst wenn Sie schon mehrmals um Verzeihung gebeten und sich dafür entschuldigt haben.
Bei anderen hassen wir nachtragendes Verhalten und möchte ihnen jedes Mal sagen, wie unglaublich anstrengend und nervig es ist – welches dann wiederum zu einem weiteren endlosen debattieren führen würde. Aber wie sieht es bei Ihnen selbst aus? Sind Sie nachtragend? Hier stehen einige Punkte aufgelistet, die Hinweise gegeben können ob man einen nachtragenden Charakter vielleicht selbst hat?
Ich kann anderen nur schwer vergeben.
Streitigkeiten belasten mich noch sehr lange.
Ich bin sehr schnell eingeschnappt.
Ich habe schon öfter gehört, dass ich nachtragend sei.
Ich kann nur schlecht mit Kritik umgehen.
Mir fällt es schwer, jemandem eine zweite Chance zu geben.
Ich kann nicht einfach vergessen, wenn mich jemand beleidigt hat.
Wer mein Vertrauen einmal missbraucht hat, braucht es danach gar nicht mehr zu versuchen.
Ich zeige meinen Ärger nicht sofort.
Solange ich noch wütend bin, zeige ich es deutlich dem Schuldigen
Wenn Sie bei mehreren dieser Aussagen dazu genickt haben und sich selbst darin gefunden? Dann wäre es für Sie sehr nützlich, etwas dieser Verhaltensart was zu ändern. Wisse, in der Bevölkerung sind nachtragende Menschen unbeliebt und zweitens tun sich selbst damit auch keinen Gefallen.
Nachtragend zu sein, findet meist in der Tiefe seine Wurzeln, in der Persönlichkeit. Man könnte glauben das es so wäre und daran auch nichts ändern könnte. Ich höre immer wieder, “ich bin ich und lasse mich nicht verbiegen”. Doch es ist nur ein eingeprägtes angelerntes Verhalten, das man sich angewöhnt und sogar antrainiert hat. Alles was wir gelernt haben, können wir auch selbstverständlich wieder korrigieren. Aber wie?
Die Ursachen für solche eine Entwicklung können durchaus unterschiedlich sein. Eine Möglichkeit wäre ein sehr negatives Menschenbild zu haben. Menschenfeindlich Gesinnte fühlen sich grundsätzlich betrogen und sind überzeugt davon, jeder Mensch würde ihnen etwas Schlechtes wollen. Schlussfolgernd daraus resultiert eine rigide Einstellung, einfach niemandem wirklich zu vergeben, weil diese es ja sowie nicht ernst gemeint haben. Sie glauben es einfach nicht.
In der Psychologie findet man bei nachtragende Menschen ebenfalls noch Tendenzen zu einem geringeren Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Werden die Zweifel an der eigenen Person dann auch noch von außen bestätigt, fällt es ihnen unglaublich schwer, dann darüber hinweg zu kommen und anderen dies dann zu vergeben, wird für sie schier unmöglich sein.
Wer sich nachtragend verhält, könnte dies auch genießen. Diese entstandene emotionale Haltung, welche dann dabei vorherrscht, vermittelt ihnen ein Gefühl von Macht und Genugtuung, wenn andere ihnen etwas schuldig sind. Hinzu kommt, dass nachtragende Zeitgenossen sich an anderen rächen können. Das Unrecht soll ausgeglichen werden, indem sie keinen Versuch auslassen um zurückzuschlagen um dann ein schlechtes Gewissen ihren Gegnern zu erzeugen.
Nachtragende Menschen schaden damit auch sich selbst.
Das wohl offensichtlichste Problem nachtragender Menschen sind ihre Beziehungen, welche in die Brüche gehen. Freunde haben keine Lust, sich ein und denselben Fehler zigmal unter die Nase reiben zu lassen, Kollegen haben nach einiger Zeit keinen Nerv mehr dafür, sich alte Geschichten wieder und wieder anzuhören und auch Partnerschaften können stark darunter leiden, wenn einer der beiden nicht in der Lage ist, einen alten Streit hinter sich zu lassen.
Somit ist es auch wenig überraschend, dass ein nachtragendes Verhalten einsam machen kann. Wer immer nur auf vergangene Fehler blickt, ist ungemein kleinlich, demonstriert offen, dass er gar nicht an einer funktionierenden Beziehung interessiert ist und macht es dem Gegenüber praktisch unmöglich, sein Fehlverhalten wieder gut zu machen. Auf lange Sicht möchte man mit solch einer Person eher weniger bis gar nichts zu tun haben.
Neben diesen sozialen Auswirkungen schaden sie sich auch selbst, diese nachtragende Persönlichkeiten. Wenn Sie Entschuldigungen nicht annehmen können und sich stattdessen über Wochen und Monate Ihrem Groll und dem Ärger hingeben, kann die Gesundheit darunter leiden. Je länger Sie nachtragend sind, desto größer die Gefahr, das Ihr Immunsystem schwächer wird und Sie tatsächlich körperlich krank werden.
So verändern Sie weniger nachtragend zu sein
Die schlechte Nachricht zuerst: Sie werden vermutlich nicht von einem Tag auf den anderen aufhören können, nachtragend zu sein. Dafür ist es viel zu sehr eine antrainierte Angewohnheit und Teil Ihres Verhaltens. Die gute Nachricht hier für ist, dass Sie durchaus etwas daran ändern können und alles was sich sich antrainiert und erlernt haben, können sie auch wieder umlernen. So das auch sie ihr nachtragendes Verhalten in den Griff bekommen. Sie sind mächtig und können sich selbst dazu ermächtigen, wenn sie es wirklich verändern wollen.
Hier einige Tipps, die Ihnen dabei helfen könnten:
Arbeiten sie an ihrem Selbstvertrauen
Je stärker Ihr Selbstvertrauen, desto weniger wird Sie eine Beleidigung, Kritik oder auch ein abfälliger Kommentar zu einer Ihrer Ideen treffen oder belasten. Kritik wird für Sie nur zu einem langfristigen Problem, wenn Sie sich persönlich angegriffen fühlen. Versuchen sie es aus einer sachlichen Ebene zu betrachten. Lernen Sie einfach drüber zu stehen und erlauben sich selbst nicht mehr davon sich beeinflussen zu lassen, dann werden Sie auch viel weniger nachtragend sein.
Hören Sie wirklich zu
Nachtragende Menschen neigen dazu, alles persönlich zu nehmen und sich auch von Nichtigkeiten (Erbsenzähler; perfektionistisch und Kontrolle haben wollen) beleidigt zu fühlen. Das geht soweit, dass Ihre Umgebung sehr vorsichtig sein wird und jedes Wort genau überlegen muss, um Sie nicht aus Versehen zu kränken und sich die nächsten Monate anhören zu müssen, wie unsensibel das doch war.
Es ist ein kleiner Schritt, doch geht er in die richtige Richtung: Hören Sie auf, die Aussagen von Freunden oder Kollege negativ zu deuten und etwas zu interpretieren, was wahrscheinlich gar nicht da ist. Arbeiten Sie stattdessen daran, wirklich zuzuhören und auch vieles mehr zu hinterfragen, Informationsfluss, einen Austausch zu ermöglichen und nicht nur auf eine Gelegenheit zu warten, um empört zu sein. Oft sind es wirklich nur Missverständnisse, man bekommt es in den falschen Hals.
Unbedingt den Blickwinkel verändern
Ist Ihnen bewusst, wie anstrengend Ihr nachtragendes Verhalten für andere ist? Vermutlich nicht, deshalb sollten Sie versuchen, sich einmal in die Lage Ihrer Gesprächspartner zu versetzen. Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihnen wieder und wieder uralte Geschichten präsentieren und Sie andauernd mit Fehlern konfrontieren, die bereits Monate her sind.
Niemand möchte pausenlos an die eigenen Fehltritte erinnert werden, schon gar nicht nach gefühlt unzähligen Entschuldigungen und Beteuerungen, dass es in Zukunft nicht mehr vorkommen wird. Sie würde das sicherlich genauso nerven, also überlegen Sie sich, wie Sie Ihrem Umfeld gegenüber auftreten wollen.
Schauen Sie nach vorn Wer nachtragend ist, lebt nur in der Vergangenheit. Alles dreht sich nur um Dinge, die sich ohnehin nicht mehr ändern lassen. Lernen Sie nach vorne zu blicken und beurteilen Sie einen Menschen nicht nur nach einer einzigen Situation. Streit und Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben, doch sollten Sie in der Lage sein, diese hinter sich zu lassen.
Admin - 17:09:49 @ Emotionen - Gefühle